Der folgende Text basiert auf dem Werk:

König, Werner / Schrambke, Renate (1999): Die Sprachatlanten des schwäbisch-alemannischen Raumes: Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben, Elsaß, Liechtenstein, Schweiz, Vorarlberg. Bühl: Konkordia-Verlag (Themen der Landeskunde 8).

Wir danken den Autoren für die freundliche Bereitstellung.

 

Der Sprachatlas der deutschen Schweiz (SDS)

a) Vorgeschichte

Die Vorarbeiten zu diesem Atlas leisteten in den Jahren 1935–1939 die Begründer des Schweizerdeutschen Sprachatlas, die Schweizer Dialektologen Heinrich Baumgartner und Paul Zinsli von der Universität Bern und Rudolf Hotzenköcherle von der Universität Zürich. Die Finanzierung des Projektes übernahm der „Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung“. In dieser Zeit wurden Aufnahmemethode, Ortsnetz, Fragebuch und Transkriptionssystem für den Atlas festgelegt, wobei die Planung sich an vergleichbaren Atlanten aus dem romanistischen Bereich orientierte. Der „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“ (AIS) war Vorbild für die Aufnahmemethode des SDS.

Die Auswahl der Fragen erfolgte nach Auswertung der ersten 19 Bände der „Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik“ (BSG), weiterer Fachliteratur und der ersten zehn Bände des „Schweizerischen Idiotikons“ sowie aufgrund der Felderfahrung von Heinrich Baumgartner im Kanton Bern und Rudolf Hotzenköcherle in Graubünden.

Der Wörterteil des SDS-Fragebuches wurde mit dem „Deutschen Wortatlas“ (DWA) abgestimmt. Mit Paul Geiger (Basel) und Richard Weiss (Zürich), den Bearbeitern des „Atlas der schweizerischen Volkskunde“ (ASV), wurden die jeweiligen Themenbereiche der Fragebücher abgesprochen. Dabei wurden Sachkunde und Ergologie mit der dazugehörigen Wortkunde vor allem dem SDS, Sprachbräuche (Redensarten, Sprüche usw.) dem ASV zugewiesen. 33 Fragen des ASV stimmen völlig oder zum Teil mit denen des SDS überein, wobei jedoch beim SDS der Schwerpunkt auf die sprachliche Form in der Volksmundart, beim ASV auf die Funktion einer Erscheinung im Volksleben gelegt wurde. Eine Übersicht über die gemeinsamen Themen des SDS und ASV gibt Trüb (1989 b), S. 165 ff.

b) Das Untersuchungsgebiet und das Ortsnetz

Der Sprachatlas der deutschen Schweiz stellt die Dialekte der deutschen Schweiz und der benachbarten deutschsprachigen Orte Piemonts in ihrer räumlichen Gliederung dar, wie sie in den Jahren 1940–1958 vorlag.

Die Exploration erstreckte sich über 625 Orte, wobei in 573 Orten Vollaufnahmen, in 52 Orten Teilaufnahmen durchgeführt wurden. Damit wurde ein Drittel aller Orte (bzw. Gemeinden; Städte wurden mitberücksichtigt) in das Ortsnetz aufgenommen, schwankend zwischen 25 % in nichtalpinen, 66 % in sprachlich differenzierteren alpinen Landschaften und 100 % in den Südwalser-Orten. Im Durchschnitt kommt eine Aufnahme auf 7 000 Einwohner.

c) Das Fragebuch

Das Fragebuch enthält ca. 2 500 Fragen, davon rund 1 500 zu Substantiven, 650 zu Verben, 350 zu Adjektiven, Adverbien und Pronomina. Es war darauf ausgerichtet, dialektgeographische Unterschiede in den Laut- und Flexionsverhältnissen und – zur Hauptsache – im Wortschatz zu erfassen. Wortbildung und Syntax wurden in geringerem Maße berücksichtigt.

Die Wortgeographie zielt zur Hälfte auf den allgemeinen Wortschatz, zur anderen Hälfte auf typisch landwirtschaftliche Sachkapitel (vgl. hierzu Abb. 22 auf S. 61) wie Viehzucht, Heuernte, Ackerbau, Getreidebau, Weinbau und Alpwirtschaft. Mit den Wörtern sollten sinnvollerweise auch die entsprechenden „Sachen“ durch Beschreibungen, Skizzen oder Photos festgehalten werden.

Die Fragen sind im Fragebuch inhaltlich geschlossenen, nach 41 Sachgruppen angeordneten Kapiteln zugeordnet, z. B.: Ackerbau, Alpwirtschaft, Heuernte, Wetter, Frauenarbeiten, Bekleidung.

d) Die Durchführung der Aufnahmen

Die Materialsammlung

Die Materialsammlung erfolgte in den Wintermonaten der Jahre 1940–1958 und wurde zur Hauptsache von den drei Mitarbeitern (Exploratoren) Konrad Lobeck (Schüler von Jakob Jud, einem der Herausgeber des AIS) sowie Rudolf Trüb und Robert Schläpfer (beide Schüler von Rudolf Hotzenköcherle) durchgeführt. Die durchschnittliche Aufnahmedauer pro Ort betrug vier bis sechs Tage zu acht bis zehn Arbeitsstunden; diese Zeit beinhaltete das Aufsuchen der Gewährsleute, die eigentliche Aufnahme, Kontrollfragen bei anderen Gewährspersonen, das Besichtigen und Anfertigen der Skizzen von Haus und Hof sowie das Photographieren von Gebäuden und Geräten. Insgesamt wurden mehr als 1 500 Gewährsleute befragt.

Um eine größtmögliche Ausgeglichenheit der Transkription und des Aufnahmematerials zu erzielen, fanden Kontrollbesuche der Leiter des SDS sowie Vergleichsaufnahmen der Exploratoren untereinander statt.

Heute liegen insgesamt rund 3 Millionen phonetisch transkribierter Sprachformen vor, dazu über eine halbe Millionen Spontanbelege. Ihre Ergänzung finden die Sprachmaterialien in mehr als 10 000 Skizzen und Photographien ortstypischer Gebäude und Geräte, deren Bezeichnungen und Funktionen schriftlich festgehalten sind, sowie in 106 Tonbandaufnahmen.

In Zusammenarbeit mit dem Phonogrammarchiv der Universität Zürich führte dessen technischer Leiter Rudolf Brunner mit den Exploratoren Robert Schläpfer und Rudolf Trüb an 45 ausgewählten Orten Aufnahmen der Dialekte auf Tonband durch (vgl. SDS, Bd. I, 9), wobei die wichtigsten Mundarttypen (je ein vorbereiteter Vergleichstext, eine mehr oder weniger spontane Arbeitsbeschreibung im Anschluß an das Fragebuch und ein frei erzählter Text) aufgenommen wurden. Diese Tonaufnahmen sind seit 1976 in Form von 16 Langspielplatten und vier Textheften, bearbeitet von Rudolf Brunner und Rudolf Hotzenköcherle, als SDS-Phonogramme beim Phonogramm-Archiv der Universität Zürich erhältlich.

 

Abb. 22:

 SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz; Wiedergabe einer Seite aus dem Fragebuch.

 

Die Gewährsleute

Die Exploratoren suchten ihre Gewährsleute, die zwischen 50 und 70 Jahre alt und Sprecher der bodenständigen Mundart sein sollten, durch Vermittler wie den Gemeindepräsidenten, den Lehrer oder den Wirt ihres Gasthauses.

Der große Umfang des Fragebuches erforderte eine Verteilung der Fragen auf mindestens zwei Informanten, die aus der Landwirtschaft kommen sollten. Hierbei sollte die allgemeinen Fragen sowie diejenigen über den Haushalt eine Frau, die Fragen zu den landwirtschaftlichen Kapiteln ein Mann beantworten. Im Bedarfsfall wurden noch weitere Informanten befragt. Für die Spezialkapitel zu den Themen Fischerei, Weinbau und Alpwirtschaft mußten oft zusätzlich sachkundige Personen gefunden werden.

Die Aufnahmearbeit fand in den meisten Fällen im Haus der Gewährsperson statt, die über einen Zeitraum von zwei bis vier Stunden, tagsüber oder abends, befragt wurde. Nach Abschluß jeder Ortsaufnahme wurde ein Protokoll über den Verlauf der Aufnahme erstellt, in dem die Sozialdaten der Gewährsleute, ihr jeweiliger Anteil an der Aufnahme usw. notiert wurden.

Die Fragemethode

Die Befragung erfolgte durch die „direkte Methode“, bei der der Explorator die Gewährsleute in den Aufnahmeorten aufsucht und befragt. Die Exploratoren führten das Interview in ihrem persönlichen Dialekt durch. In den mehrsprachigen Orten in Piemont, den Südwalserorten, mußte in italienischer oder französischer Sprache gefragt werden.

Die Frageformulierung war den Exploratoren vorgegeben, konnte aber modifiziert werden, wenn die Frage nicht die gewünschte Antwort erbrachte.

Die Exploratoren baten die Gewährsleute, möglichst in der ortsüblichen Mundart zu antworten und zu versuchen, sich auch an ältere Lautungen, Formen und Wörter zu erinnern, die sie selbst nicht mehr benutzten. Hatten die Gewährsleute hierbei Schwierigkeiten, suggerierten die Exploratoren Sprachformen, die sie bereits in Nachbarorten kennengelernt hatten. Solche Antworten wurden in den Aufnahmeprotokollen mit „sugg.“ (suggeriert) gekennzeichnet; ebenso wurden Angaben der Gewährsleute wie „älteres Wort“, „bodenständiger“, „selten“ usw. vermerkt.

Zusätzlich zu den Antworten auf die vorgegebenen Fragen notierten die Exploratoren Belege, die beispielsweise im freien Gespräch der Gewährsperson mit dem Explorator oder mit einem anderen Mitglied der Familie geäußert wurden. Insbesondere achteten die Exploratoren auf Lautungen, Formen und Wortschatzfragen, die auch über das Fragebuch erfragt werden sollten. Auf diese Weise konnten diese Belege entweder bestätigt oder aber Abweichungen hiervon notiert werden. Dieses sog. Spontanmaterial wurde an die betreffende Fragebuchstelle übertragen und diente insbesondere zur Ergänzung des Formenbandes III: Hier ist es dem SDS gelungen, in einigen Fällen Verbreitungsbilder für spontan notiertes Material darzustellen, die von dem direkt abgefragten Material abweichen (vgl. Bd. III, 25, 27, 53 sowie die Artikelgruppe 131 ff).

Das Transkriptionssystem

Die Exploratoren des SDS (und in der Folge des ALA, SSA, VALTS und SBS) verwendeten zur Notierung des Sprachmaterials das in der Germanistik wie in der Romanistik viel benutzte System Böhmer / Ascoli; auch Teuthonista-Lautschrift genannt, da diese Lautschrift in der Zeitschrift „Teuthonista“ im Jahre 1926 / 27 veröffentlicht wurde. Dieses Transkriptionssystem benutzt als Grundlage die Buchstaben des Alphabets und verwendet für enge Umschrift Zusatzzeichen (Diakritika), die für quantitative Merkmale über die Buchstaben, für qualitative meist unter die Buchstaben gesetzt werden, z. B. (geschlossener kurzer e-Laut), e (neutral und kurz), ę (offen und kurz), lang: ẹ̄ ē ē̜, halblang: ê (vgl. Abb. 23 auf S. 64).

Für die Anwendung im schweizerdeutschen Sprachraum waren noch kleinere Anpassungen der Teuthonista-Lautschrift nötig; außerdem mußten im Laufe der Aufnahmen für Laute, die in diesem System nicht vorgesehen waren, Zeichenvarianten eingeführt werden.

e) Die Publikation

Die Publikationsform

Ursprünglich sollte der SDS nach Art des „Sprach- und Sachatlas Italiens und der Südschweiz“ (AIS) und der französischen Regionalatlanten publiziert werden, auf deren Karten die Belege als vollständige Wörter, wie sie der Explorator im Fragebuch zu einer Frage transkribiert hat, ohne jede Veränderung neben die Ortspunkte eingetragen werden. Es war geplant, die Karten in der Reihenfolge zu veröffentlichen, in der die Belege im Fragebuch abgefragt wurden.

Formatschwierigkeiten sowie das Vorbild namentlich des „Atlas linguistique de la Wallonie“ (ALW) von Louis Remâcle und Elisée Legros sowie der Volkskunde-Atlanten führten dann dazu, daß sich die Bearbeiter des ersten Bandes, Rudolf Hotzenköcherle und Rudolf Trüb, gegen eine Originalkartographierung der Belege entschieden; statt dessen wählten sie Symbolzeichenkarten mit Legenden sowie ergänzenden Textseiten im Atlas. Die ersten Typisierungsversuche mit Wortproblemen führten dann zu dem Entschluß, den Wortbänden die Laut- und Formenbände voranzustellen, wie es zum ersten Mal von L. Remâcle und E. Legros im Wallonischen Sprachatlas verwirklicht worden war. Die Publikationsform des Gesamtwerkes sollte damit von der Lautgeographie über die Formengeographie zur Wortgeographie und zur Wort-Sach-Geographie führen.

Im Jahre 1962 wurde der erste Band des SDS ‘Lautgeographie’ publiziert. Im gleichen Jahr erschien der Einführungsband zum SDS von Rudolf Hotzenköcherle, der in Teil A die Methode des SDS darstellt; in Teil B sind das Fragebuch, der Transkriptionsschlüssel und die Aufnahmeprotokolle des Fragebuches abgedruckt.

Bis Ende 1993 sind folgende Bände des SDS erschienen: ein zweiter Band ‘Lautgeographie’ im Jahre 1965; ein Band ‘Formengeographie’ im Jahre 1975 und vier Bände ‘Wortgeographie’ (1969, 1983, 1988, 1993). Herausgeber der Bände I–IV war Rudolf Hotzenköcherle; nach seinem Tode übernahmen Robert Schläpfer, Rudolf Trüb und Paul Zinsli die Herausgeberschaft für die bisher erschienenen Bände V–VII.

Bearbeiter der Karten waren: Jürg Bleiker (Bd. III), Rolf Börlin (Bd. VI), Walter Haas (Bd. VI), Doris Handschuh (Bde. II–VII), Rudolf Hotzenköcherle (Bde. I–V), Elvira Jäger (Bd. VII), Rudolf Meyer (Bd. III), Hansueli Müller (Bd. VI), Robert Schläpfer (Bde. IV und V) Christian Schmid-Cadalbert (Bde. VI und VII), Stefan Sonderegger (Bde. IV und V), Alfred Suter (Bd. III) und Rudolf Trüb (Bde. I–VII).

 

Abb. 23:

 SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Teil des Transkriptionsschlüssels aus dem Einleitungsband B, S. 79 f.

 

Der Inhalt der Bände

In Band I werden – nach zehn Einleitungskarten zum Gesamtwerk – auf 148 Karten die Vokalqualitäten bei Kurzvokalen, Langvokalen und Diphthongen, jeweils von den mittel- oder althochdeutschen Ansätzen aus und unter verschiedenen phonologischen Umgebungen (z. B. vor und hinter Nasal), dargestellt (vgl. Abb. 24 auf S. 66). Band II bildet auf 178 Karten die Vokalquantitäten (Dehnungen und Kürzungen) und die wichtigsten Probleme des Konsonantismus ab (vgl. Abb. 26 auf S. 68 und Abb. 28 auf S. 70). Die Anordnung der Karten ist historisch-etymologisch und folgt der Systematik der „Beiträge zur schweizerdeutschen Grammatik“ (BSG).

Auf 212 Karten sind in Band III Formbildung und Flexion von Verb, Artikel (vgl. Abb. 30 auf S. 73), Substantiv, Pronomen, Zahlwort und Adjektiv dargestellt, ergänzt durch einige Karten über Syntaktisches (besonders Wortstellung).

Band IV ist der erste von vier bisher erschienenen wortgeographischen Bänden. Er enthält 114 Karten zum Thema ‘Der Mensch’: Bezeichnungen von Körperteilen, körperlichen und seelischen Äußerungen, dazu die Verwandtschaftsbezeichnungen. Band V umfaßt die Kapitel ‘Menschliche Gemeinschaft’, ‘Kleidung’ und ‘Nahrung’, dargestellt auf 197 Karten.

Band VI stellt auf 263 Karten zum Oberbegriff ‘Umwelt’ die Kapitel ‘Gestirne und Zeit’, ‘Wetter’, ‘Gelände und Nutzböden’, ‘Ort und Art’, ‘Blumen und Bäume’, ‘Beeren und Obst’, ‘Gemüse’ und ‘Freilebende Tiere’ dar. Band VII schließlich behandelt auf 210 Karten unter dem Gesamttitel ‘Haus und Hof’, unter weitgehender Berücksichtigung der Sachkunde, die Kapitel ‘Gefäße’ (vgl. Abb. 32 auf S. 77 und Abb. 34 auf S. 79), ‘Hausarbeit’, ‘Haus’ und ‘Landwirtschaftsgebäude’.

Diesem Band soll nach dem Beschluß der Herausgeber noch ein weiterer Wortschatzband folgen: Band VIII mit der Terminologie der Haustiere und verschiedenen Wortschatzproblemen.

Abschließend ist ein umfassender Registerband zu den acht Kartenbänden geplant.

 

 

Abb. 24:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Karte ‘Schwager’ (Bd. I, 84) verkleinert auf ca. 12,5%. Die Originalgröße der Karte ohne seitliche Legende beträgt ca. 35 x 32 cm (B x H).

 

 

 

Abb. 25:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Legende zur Karte ‘Schwager’ (Bd. I, 84); der hier wiedergegebene Ausschnitt entspricht etwa 50 % des originalen Größenverhältnisses.

 

 

Abb. 26:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Ausschnitt aus der Karte ‘schreiben / Scheibe / Stauden / Häuser’ (Bd. II, 71). Die Abbildung gibt die linke Hälfte des Blattes wieder. Die Größe des Originals (Karte zusammen mit der Legende) beträgt ca. 46 x 32 cm.

 

 

Abb. 27:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Teil der Legende zu Karte ‘schreiben / Scheibe / Stauden / Häuser’ (Bd. II, 71). Der hier abgebildete Ausschnitt ist annähernd in Originalgröße wiedergegeben.

 

 

Abb. 28:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Karte ‘Grab / Gräber’ (Bd. II, 49). Im Original beträgt die Gesamtgröße ca. 46 x 32 cm, die Größe der Karte ist etwa 35 x 32 cm.

 

 

Abb. 29:

 SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Legende der Karte ‘das’ (Bd. III, 131), Ausschnitt aus der Legende in annähernder Originalgröße.

 

 

Abb. 30:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Ausschnitt aus der Karte ‘das’ (Bd. III, 131) mit den Kantonen Basel, Aargau, Solothurn, Bern, Freiburg; das Größenverhältnis des Ausschnittes gegenüber dem Original beträgt ca. 60%.

 

Die kartographische Gestaltung

Die Grundkarte

Die Grundkarte im Maßstab von „ca. 1 : 600 000“ (vgl. Trüb 1989 a, S. 160) enthält in schwach graublauer Farbe in schematisierten Formen das Gewässernetz, die Staats- und Kantonsgrenzen sowie die Ortszahlen. Die südwalserischen Orte in Piemont wurden auf einem eigenen Kärtchen in der rechten unteren Ecke („Anschlußkarte Süd“) plaziert. Relief, Verkehrsverbindungen und Ortsbezeichnungen sind nur auf den Einleitungskarten (Bd. I, 1–5) enthalten.

Die Sprachkarten

Das Material wird in geometrischen Symbolen (Signaturen) wiedergegeben. Als Zeichenelemente werden je nach der Komplexität des Materials verwendet: Strich-, Rahmen- oder Vollzeichen, Figurenvarianten, kleine Beizeichen, verschiedenartige Schraffuren, punktierte, gestrichelte oder durchgezogene Umgrenzungslinien, verschiedene Farben (schwarz, rot und grün).

Sonderentwicklungen in bestimmten Gebieten werden auf Teilkarten dargestellt (z. B. Bd. I, 114 / 115). Ab Band VI werden für einfache Verhältnisse Kleinkarten verwendet (jeweils zwei nebeneinander auf einer Seite, vgl. Bd. VI, 159 / 160, 206 / 207), in Band VII auch als Sachtypenkarten.

Die Kartenlegende auf der linken Seite der Karte enthält Kartentitel, Fragebuchnummer, Vorbemerkungen über das Material oder die Darstellungsweise, Zeichenerklärung, Bemerkungen zur Problematik des Materials oder des Zeichensystems und Erklärungen zu Sonderentwicklungen in einzelnen Aufnahmeorten; weiterhin sind neben oder über der Karte die sogenannten „Gegenbelege“ (Negativangaben der Gewährsleute) vermerkt, sodann Hinweise der Gewährsleute auf ihnen bekannte geographische Unterschiede, Bemerkungen der Exploratoren, Verweise auf andere Sprachatlanten oder Spezialliteratur und schließlich in der rechten unteren Kartenecke die Sigle des Kartenbearbeiters.

In den ersten drei Bänden wurden zu bestimmten Problemen in ergänzenden Texten oder in Tabellenform Originalmaterialien veröffentlicht (z. B. Bd. I, 63, Bd. III, 60–63). In den Lautbänden wurde zusätzlich zu den Textergänzungen in der Legende einige Male das gesamte Material in Form einer Liste dargestellt (Bd. I, 110–131, 150–159, Bd. II, 98–106, 129). In Band IV (Wortgeographie I) erscheint in den meisten Fällen neben der Wortkarte eine vollständige Liste des Originalmaterials. Dieses Verfahren erwies sich jedoch als zu aufwendig und wurde deshalb in Band V nur noch bei komplizierten, schwer kartierbaren Verhältnissen angewendet (Bd. V, 101).

Die Erklärung der Zeichen erfolgt in der SDS-Transkription oder (bei den Wortkarten immer) in der sog. Dieth-Schrift, einer populären Umschrift, mit der die wesentlichen Lauteigentümlichkeiten der Schweizer Dialekte ausgedrückt werden können (Dieth 1986).

Alle Karten sind von Hand von Grafikern angefertigt worden, bis zu Band V auch alle Texte (außer Einleitung und Register). Erst von Band VI an wurden die Texte zu den Karten auf der Schreibmaschine geschrieben.

Die Kartentypen

Die im SDS dargestellten sprachlichen Probleme sind in unterschiedlichen Kartentypen veröffentlicht. Ausführlich erklärt sind diese in Rudolf Trüb 1982, S. 157 ff.

Am häufigsten ist die analytische oder Elementarkarte vertreten, die ein einzelnes Laut-, Formen- oder Wortproblem aus einer Belegstelle des Fragebuchs, gelegentlich auch aus mehreren Belegstellen, durch flächig wirkende Zeichen (z. B. Bd. II, 78), selten durch Grenzlinien (z. B. Bd. I , 162–165), darstellt, wobei auch Teilkarten verwendet werden (z. B. Bd. I, 114 / 115 für die Nordostschweiz).

Die statistische Karte ist eine Variante der Elementarkarte. Sie gibt bei sehr großen Belegzahlen außer der arealen Übersicht noch für jeden Ort das zahlenmäßige Verhältnis verschiedener Formen an (z. B. in Bd. I, 11 die Qualität von mhd. a; in Bd. III auf den Karten 131 ff Formen des Artikels).

Die Additionskarte stellt die Verhältnisse mehrerer Stichwörter desselben Problems durch ein variables Gesamtzeichen dar (z. B. durch das Quadrat, über dessen vier Quadranten durch Füllung bzw. Nicht-Füllung Angaben zu vier Stichwörtern gemacht werden können; vgl. Bd. II, 71 und Abb. 26 auf S. 68; Bd. III, 18).

Die Oppositionskarte bildet in Zeichenkombinationen ein lautliches oder morphologisches Gegensatzpaar ab, z. B. in Bd. II, 50 die Quantität des a in ‘Gras / grasen’ und in Bd. III, 9 in ‘tragen / getragen’.

Auf Strukturkarten sind vor allem lexikalische Teilstrukturen dargestellt, z. B. auf den Wortkarten ‘Vater’ und ‘Mutter’ Bezeichnungen der Normalsprache neben solchen der Kindersprache (Band IV, 188 und 122).

Die komplizierten Beziehungen zwischen Wortgeographie und Sachkunde, die in Band VII dargestellt werden, verlangen eine andere Darstellungsweise des Wortschatzes als in den bisherigen wortgeographischen Bänden. Die neue Form der Darstellung wird in einem ganzen Kapitel über Gefäße angewendet, wobei jeweils zwei Karten publiziert werden: eine Wortkarte für einen Gefäßtyp bestimmter Funktion (vgl. Abb. 32 auf S. 77) und eine danebenstehende Sachkarte (vgl. Abb. 34 auf S. 79), die durch Sachbeschreibungen und exemplarische Illustrationen ergänzt wird.

Jedem Band sind ausführliche Wortregister beigegeben, den Bänden III und IV auch ein grammatisches Zusatzregister zu den Laut- und Formenkarten; Band V enthält ein systematisches Grammatik-Register sowie ein Sach- und Volkskunde-Register, die Bände VI und VII ein Titel- und Wortregister.

 

 

Abb. 31:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, Karte 4 ‘Melkgefäss’ (Bd. VII). Der hier gezeigt Ausschnitt aus der Legende entspricht annähernd der Originalgröße.

 

 

 

Abb. 32

SDS – Ausschnitt der Karte 4 ‘Melkgefäss’ (Bd. VII). Die Abbildung zeigt etwa drei Viertel der Gesamtkarte, verkleinert auf ca. 25%.

 

 

 

Abb. 33:

SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, linke Hälfte der Karte 5 ‘Melkgefäss’ (Bd. VII); Abbildung verkleinert auf 25%; die Originalgröße des gesamten Blattes beträgt ca. 40 x 32 cm.


 

Abb. 34:

 SDS – Sprachatlas der deutschen Schweiz, rechte Hälfte der Karte 5 ‘Melkgefäss’ (Bd. VII); Abbildung verkleinert auf 25%; die Originalgröße des gesamten Blattes beträgt ca. 40 x 32 cm.

 

Anmerkung:

In bezug auf die Sprachgeographie der deutschen Schweiz hat Rudolf Hotzenköcherle schon zu Beginn der Publikation in einem instruktiven Aufsatz und anhand zahlreicher Karten einen Überblick über die „Raumstruktur des Schweizerdeutschen – Statik und Dynamik“ geboten (Hotzenköcherle 1961) und später sind von ihm und Rudolf Trüb die wichtigsten Raumbilder in einer Kartengruppe des vielseitigen „Atlas der Schweiz“ vorgelegt worden (Trüb 1966). Zusammenfassende Ergebnisse aus den Karten des SDS sind posthum veröffentlicht in: Rudolf Hotzenköcherle (1984): Die Sprachlandschaften der deutschen Schweiz, und ders. (1986): Dialektstrukturen im Wandel.