Als vokalische Elemente begegnen in den Wenkerkarten sowohl Kurzmonophthonge als auch Langmonophthonge, Diphthonge und Schwalaute. Hinsichtlich ihrer Phonation wurden sämtliche Vokale als [+stimmhaft] klassifiziert, was banal erscheint, aber notwendig ist, um sie in einer Suchabfrage nach Lauten in stimmhafter Umgebung miteinbeziehen zu können. Als Artikulationsort wurde – entsprechend der Terminologie der traditionellen dialektologischen Arbeiten – eine Aufteilung in
vorgenommen. Dies führt überwiegend zu Doppeleinträgen in der Kategorie der horizontalen Zungenlage, die mit den Positionen
dreistufig besetzt wird. Für den Benutzer ergibt sich daraus der Vorteil der kombinierten Suchabfrage von Vokalen und Konsonanten im Rahmen phonotaktischer Interessen. Zugleich kann die Terminologie der traditionellen Dialektarbeiten, die einen Großteil des gegenwärtigen Forschungsstandes ausmachen, für die jeweils eigene Analyse genutzt werden.
Indem vertikal ein sechsstufiges Vokalsystem angesetzt wurde, folgt das Register einem Vorschlag Veiths (KDSA 1995, S. XIV). Diese Einteilung bietet den Vorteil, dass die teilweise in leicht zentraler Position stehenden Kurzvokale klarer definiert werden können, als dies etwa nach der Klassifikation der IPA möglich ist. Hinsichtlich der Lippenrundung wurden die Kategorien „rund“ und „gespreizt“ angesetzt. Damit ergibt sich für die Standardsprache folgende Aufteilung für Kurz- und Langmonophthonge (gerundete Positionen sind schattiert):
Abb. 1: Klassifikation der Kurz- und Langmonophthonge im DiWA-Register
Hinter diesen Lautzeichen verbergen sich in den Wenkerlemmata die in der nachfolgenden Darstellung zugeordneten Schreibvarianten (vgl. auch KDSA 1995, S. XIII).
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Kurzmonophthonge |
Langmonophthonge |
[-geschlossen] |
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ih |
ü, üh |
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u |
[+geschlossen] |
i |
ü |
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|
u |
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|
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[-zentral] |
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e, ee, eh |
ö, öh |
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o, oh |
zentral |
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e |
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|
|
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[+zentral] |
e, ä |
ö |
|
o |
ä, äh |
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|
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tief |
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a |
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|
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ah |
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Abb. 2: Schreibvarianten der Kurz- und Langmonophthonge im DiWA-Register
Für das Standarddeutsche gilt allgemein ein Vokaldreieck mit /a/ in zentraler Zungenlage (Kohler 1995, S. 170). Hingegen ist in den Regionalsprachen ein Vokaltrapez mit unterschiedlichen /a/-Qualitäten anzusetzen. Da das Register auf der Basis des Standarddeutschen erstellt wurde, ist /a/ horizontal in zentraler Position ausgewiesen. Da sich jedoch /a/ bei den Phänomenen, die an velare und palatale Vokalqualitäten in der Regel analog zu den velaren Vokalen verhält – vgl. im Standarddeutschen die Verteilung von ich- und ach-Laut – wird /a/ im vorliegenden Register zusätzlich eine velare Qualität ausgewiesen. In einer Suchabfrage nach Wenkerlemmata, die Laute in velarer Umgebung führen, erscheinen folglich auch die /a/-haltigen Kartenlemmata.
Zusätzlich führt das Register die standardsprachlichen Diphthonge /ai/, /oi/ und /au/. /oiɐ/ (z.B. in „euer“, „Mäuerchen“), das Veith als Triphthong führt (KDSA 1995, S. XIV), wird vorliegend als Lautkombination aus Diphthong und Monophthong bzw. Diphthong und den Segmenten /ər/ behandelt.[8] Dieser Status wird phonologisch über die eingebundene Silbengrenze begründet, die eine bisyllabische Verteilung der Segmente motiviert.
Damit ist zugleich auf die Problematik der Schwa-Laute verwiesen. Schwa wird hier als Laut mit neutraler vertikaler Zungenstellung in zentraler bis tendenziell geöffneter vertikaler Zungenlage definiert. Darunter fallen Zentral- als auch v.a. in Kombination mit /r/ auftretendes Tiefschwa. Auslautendes Schwa wird im Register generell angegeben, was vor allem in Position vor /r/ von Wichtigkeit ist: „Bruder“ segmentiert als /bru:dər/. Insofern wird Schwa als eigenes Phonem behandelt (vgl. z.B. das Minimalpaar „Freundin“ vs. „Freunden“), wenngleich der Phonemstatus von /r/ im Deutschen umstritten ist (vgl. Wiese 2000, S. 16 f.). Die vorliegende Konvention wurde mit Blick in die Wenkerkarten getroffen und beruht auf praktischen Erwägungen. In den Karten zeigt sich nämlich, dass die Segmentposition, die durch Schwa besetzt wird, in verschiedenen Dialekten vollvokalisch gefüllt ist (vgl. „dreschen“ vs. „dööschun“ in Karte 306). Insofern bietet sich dem Benutzer, der unter Umständen an der Realisation solcher Segmentpositionen interessiert ist, der eindeutige Verweis auf die entsprechenden Wenkerkarten. Möglich wäre auch eine Definition als /e/- oder /ε/-Allophon gewesen (vgl. Wurzel 1981, S. 926 f.), was im vorliegenden Zusammenhang jedoch zu Konflikten im Rahmen der spezifischen /e/- bzw. /ε/-Suche geführt hätte. Alternativ und zusätzlich wurde Schwa als Element eines silbischen Konsonanten definiert (s.u.).
Anzusprechen bleibt in diesem Zusammenhang ferner das Phänomen der /r/-Vokalisierung, die im Standarddeutschen klar geregelt ist (vgl. Hall 2000, S. 71). Da das Register bis auf wenige Ausnahmen von einer abstrakten standardsprachlichen Repräsentationsebene ausgeht, die Vokalisierung jedoch ein Phänomen der Sprachproduktion darstellt, bleibt sie vorliegend unberücksichtigt. Eine gewisse Kompensation erfährt diese Nichtberücksichtigung durch die Definition silbischer Konsonanten (s.u.). Einen weiter reichenden Überblick über die Klassifikation der Vokale bieten die Abb. 4 und Abb. 5 im Anhang dieses Textes (zurzeit nicht verfügbar).
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