Ein wichtiges Ziel des Projektes regionalsprache.de besteht darin, die unterschiedlichen Forschungsmaterialien und -ergebnisse der Variationslinguistik in einem Informationsystem zu integrieren, damit sie direkt verglichen und analysiert werden können. Neben der Digitalisierung von Sprachaufnahmen und Kartenmaterial bietet die Integration von linguistischen Datenbanken eine Chance, die Resultate unterschiedlicher Forschungsprojekte direkt in Bezug zueinander zu setzen. Durch Ergänzung der linguistischen Informationen mit geografischen Daten werden sie als Attribute eines Kartenelements im Raum darstellbar. Die Inhalte folgender Datenbanken stehen in SprachGIS zur Verfügung:
REDE - Regionalsprache.de
Um das Ziel des REDE-Projektes, die systematische Erschließung der variationslinguistischen Forschungsarbeiten einerseits und der modernen Regionalsprachen andererseits zu erreichen, wurden zwei Datenbanken erstellt: Die Georefernzierte Online-Bibliographie enthält die gesamte regionalsprachbezogene Forschungsliteratur zum Deutschen und ermöglicht es, sämtliche einschlägige Publikationen für ein vorgegebenes oder benutzerdefiniertes Gebiet suchbar zu machen. Für die Erschließung und Analyse der modernen Regionalsprachen stehen die Aufnahmen und Transkriptionen der REDE-Neuerhebung zur Verfügung.
Georeferenzierte Online-Bibliographie Areallinguistik (GOBA)
Die Georeferenzierte Online-Bibliographie Areallinguistik (GOBA) ist eine interaktive Online-Datenbank der regionalsprachlichen Forschungsliteratur. Als Teil des Projektes „Regionalsprache.de (Rede)“ verfolgt GOBA das Ziel, die gesamte regionalsprachenbezogene Forschungsliteratur zum Deutschen online recherchierbar zu machen. Weitere Informationen zu GOBA finden Sie hier
Neuerhebung
Die Datenbank der REDE-Neuerhebung enthält Sprachaufnahmen und Transkriptionen der Aufnahmen, die von 2008-2014 im Rahmen des Projektes erstellt wurden. Es wurden 150 Orte im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland erhoben, die so ausgewählt wurden, dass sämtliche Dialekträume und wichtige Übergangsgebiete nach der Dialekteinteilung von Wiesinger (1983) mit einem oder mehreren Orten vertreten sind. An jedem dieser Orte wurde mindestens je ein Informant aus drei Generationen (JUNG: 17-25 Jahre, Polizisten: 45-55 Jahre ALT: >65 Jahre) in unterschiedlichen Situationen aufgenommen, die das variative Spektrum des Informanten abbilden.
Die Situationen umfassen neben Übersetzungsaufgaben zur Erfassung der dialektalen und standardsprachlichen Kompetenz und der Vorleseaussprache zwei Zwiegespräche, mit der Performanzdaten für unterschiedliche Gesprächssituationen gewonnen werden. Zum einen wurde die Sprechweise mit einem Auswärtigen in einer formalen Situation, nämlich einem Tiefeninterview zur Sprachbiographie, erhoben; zum anderen wurde in einem Freundesgespräch die Kommunikation zwischen dem Informanten und einer Bezugsperson aus derselben Region dokumentiert. Die Performanzdaten der Polizeibeamten können zusätzlich mit den Daten aus dem Notrufprojekt (Kehrein, 2006) erweitert werden.
Von diesen Situationen sind die Tonaufnahmen mit standardisiertem Text, nämlich die Übersetzung der Wenkersätze in intendiertem Dialekt und intendiertem Standard sowie die Vorleseaussprache der Fabel Nordwind und Sonne, online abrufbar.
Die Aufnahmen werden zurzeit aufbereitet, indem eine orthographische, orthoepische und phonetische Transkription angefertigt und mit dem Audiosignal aligniert wird. Bislang wurden rund 2546 der 4425 Aufnahmen bearbeitet, die nun nach orthographischen und lautlichen Kriterien durchsuchbar sind. Auf Grundlage der phonetischen Transkriptionen können Vollformenkarten nach frei wählbaren Kriterien erstellt werden.
Das REDE-Ortsnetz sowie die Tonaufnahmen stehen allen Nutzern zur Verfügung; das Werkzeug zur Erstellung von Vollformenkarten steht nur angemeldeten Nutzern zur Verfügung.
BayDat - Die bayerische Dialektdatenbank
Die bayerische Dialektdatenbank (BayDat) ist die Zusammenführung der Datenbanken des Bayerischen Sprachatlas (BSA). Sie umfasst die Daten folgender Regionalatlanten:
Damit deckt sie das Gebiet des Bundeslandes Bayern ohne Oberfranken und der Oberpfalz ab. An jedem dieser über tausend Orte wurden zwischen 1981 und 1998 per direkter Befragung die dialektalen Formen von ca. 2500 Einzelwörtern erhoben, die mit Teuthonista transkribiert und nach semantischen Kriterien kategorisiert wurden. Dank der Geokodierung dieser Transkriptionen ist es möglich, zu jedem abgefragten Wort Vollformenkarten zu erstellen. Die BayDat-Karten sind über die Kartensuche aufrufbar.
Literatur
Kehrein, Roland (2006): Regional accent in the German language area – How dialectally do German police answer emergency calls? In: Hinskens, Frans (ed.): Language variation. European perspectives. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins, 83–9.
Wiesinger, Peter (1983): Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Besch, Werner et al. (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung. Bd. 2. Berlin/New York: de Gruyter. (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. 1.2.), 807–900.