herausgegeben und bearbeitet von Dingeldein, Heinrich J.
Inhalt
1. Zitation
1.1 Einführung
1.2 Kartenband
2. Werkbeschreibung
2.1 Hintergründe
2.2 Erhebungsgebiet
2.3 Erhebungszeitraum
2.4 Erhebungsmethode
2.5 Kartierung
2.6 Umfang
2.7 Weitere Informationen
3. Integration der Karten in REDE via Scan, Georeferenzierung und Datenbankerfassung
4. Weiterführende Literatur
1. Zitation
1.1 Einführung
Eine gesonderte Einführung in den ALRH liegt nicht vor. Einleitende Informationen zu dem Projekt und den Karten des ALRH befinden sich im Textteil der Publikation.
1.2 Kartenband
Dingeldein, Heinrich J. (Hrsg.) (2010): Wortatlas zur Alltagssprache der ländlichen Räume Hessens. Unter Mitarbeit von Christoph Hallerstede, Michael Kusch und Marisé Vidal. Tübingen: Francke (= Hessische Sprachatlanten. Kleine Reihe 4).
2. Werkbeschreibung
2.1 Hintergründe
Das von Dingeldein in der Einleitung zum ALRH formulierte Ziel besteht darin, den im Projekt „Wortgeographie der städtischen Alltagssprache in Hessen“ (WSAH) „erreichten Wissensstand [zu] erweitern und so dazu bei[zu]tragen, den Raum Hessen als exemplarische Sprachlandschaft zwischen dem Norden und dem Süden noch besser in seiner Komplexität und Eingebundenheit in die äußeren Bedingungen sprachlichen Handelns zu verstehen“ (Dingeldein 2010: 4). „Mit dem Projekt ALRH wird nun also das Ziel verfolgt, in Ergänzung zu den Daten des Projekts WSAH (und anderer vergleichbarer Untersuchungen) festzuhalten, wie sich im Ausgang des 20. Jahrhunderts in den ländlichen Gebieten Hessens mündliches Deutsch präsentiert hat“ (Dingeldein 2010: 6). Aufgrund ihrer größeren Dynamik (gegenüber Morphologie und Phonetik / Phonologie) wurde die Lexik als Untersuchungsgegenstand gewählt (vgl. Dingeldein 2010: 11). Weitere Informationen zu Zielsetzung, wissenschaftlichen Resultaten und Perspektiven des ALRH (Dingeldein 2021) finden sich hier. Wir danken dem Autor für die freundliche Verfassung des Textes.
2.2 Erhebungsgebiet
Das Untersuchungsgebiet des ALRH umfasst 92 Erhebungsorte im gesamten Bundesland Hessen und erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung von Stammen bis Darsberg und in westöstlicher Richtung von Presberg bis Altenburschla.
2.3 Erhebungszeitraum
Die Daten des ALRH wurden in einem Zeitraum von sechs Jahren erhoben, wobei zwei Drittel der Daten von 1994 bis 1996 gesammelt wurden (vgl. Dingeldein 2010: 14).
2.4 Erhebungsemethode
Befragt wurden insgesamt 273 (drei Sprecher aus jedem Ort) sowohl weibliche als auch männliche Sprecher aus hessischen „Siedlungen im ‚ländlichen Raum‘“ (Dingeldein 2010: 9), das heißt aus Orten, die zum Zeitpunkt der Erhebung weder einwohnerstark (weniger als 1.000 Einwohner) waren noch „städtische Funktionen im Sinne eines ‚zentralen Ortes‘“ (Dingeldein 2010: 9) erfüllten. Die Informanten waren zwischen 1940 und 1960 geborene und am Untersuchungsort aufgewachsene Berufstätige ohne Hochschulabschluss. Auch ein Elternteil sollte aus dem Untersuchungsort stammen (vgl. Dingeldein 2010: 9–10).
Die Sprachdaten wurden direkt erhoben, indem sie vor Ort abgefragt und in einer Variante der Teuthonista transkribiert wurden. Das Transkriptionssystem ist in Dingeldein (1991: 331) abgedruckt. Das transkribierte Material wurde im Anschluss lemmatisiert (vgl. Dingeldein 2010: 14). Für den ALRH wurde der auf Wortschatz bezogene Teil des Fragebuchs des WSAH (Friebertshäuser / Dingeldein 1988) verwendet. Er beinhaltet 218 Fragen zu „unterschiedliche[n] Begriffe[n] aus den Bereichen ‚Essen und Trinken‘, „Haus und Haushalt“, „Tiere, Pflanzen, Natur“, „Kleidung“, „Mensch und Gesundheit“, „Arbeit und Beruf“ und „Zeit und Feste“ sowie „einige[n] schwer kategorisierbare[n] Wörter[n].“ (Dingeldein 2010: 11–12). Dieser Fragebuchteil ist in Dingeldein (2010: 72–82) abgedruckt.
Von den 218 elizitierten Lemmata wurden 180 kartiert. Die restlichen 38 Lemmata sind im Dokumentationsteil des Atlasses beschrieben. 60 von den 180 kartierten Lemmata konnten mit dem etwa 50 Jahre früher erhobenen Material des „Deutschen Wortatlasses“ (DWA) (Mitzka / Schmitt 1951–1980) verglichen werden. Das heißt der ALRH enthält zusätzlich 60 Neukartierungen des DWA (vgl. Dingeldein 2010: 14). Außerdem wurden 22 Komplexe zur Phonetik / Phonologie, Morphologie und Syntax erhoben, die jedoch im ALRH nicht dokumentiert sind (vgl. Dingeldein 2010: 12).
2.5 Kartierung
Die Darstellung des erhobenen Materials in Form von Punkt-Symbol-Karten, auf denen die verschiedenen sprachlichen Phänomene durch Symbole an den Ortspunkten markiert wurden, folgt der germanischen Tradition. Die Aufschlüsselung der Symbole erfolgt in der Legende, die der Karte beigegeben wurde. Neben der Aufschlüsselung der Symbole enthalten die Kartenlegenden die absolute Anzahl der Orte, in denen das jeweilige Lemma belegt ist, sowie die prozentualen Anteile der Informanten, die diese Form genannt haben (vgl. Dingeldein 2010: 21). Auf den meisten Karten sind auch Sondermeldungen verzeichnet.
Beispiel aus Dingeldein (2010): Kt. 1
2.6 Umfang
Der ALRH umfasst 240 Karten zu lexikalischen Phänomenen. 60 dieser Phänomene wurden zusätzlich als Neukartierungen des DWA in den ALRH aufgenommen. Der ALRH liegt seit 2010 in einem Band publiziert vor.
2.7 Weitere Informationen
Bibliographische Hinweise zu den Dialekten Hessens sind in der Georeferenzierten Online-Bibliographie zur Areallinguistik (GOBA) zu finden.
3. Integration der Karten in REDE via Scan, Georeferenzierung und Datenbankerfassung
Die kartierten Daten des ALRH wurden in REDE in eine zentrale Datenbank überführt, die eine kompatible Darstellung und vergleichende Analyse für den Nutzer ermöglicht. Hierzu wurden die Karten zunächst gescannt, geokodiert und rektifiziert. Das heißt bestimmten Passpunkten der gescannten Karte wurden Koordinaten zugewiesen, anhand derer eine Ausrichtung am Zentralmeridian der zugrunde liegenden Projektion ermöglicht wird. Die so bearbeiteten Karten können unabhängig von Größe, Zoomstufe oder Maßstab exakt übereinander gelegt und miteinander verglichen werden.
Für die Präsentation der WSAH-Karten in Form von Vektorkarten wurden die für die Darstellung der linguistischen Informationen und Kartensymbole benötigten Zeichensätze zusammengestellt und auf ihrer Grundlage die Legenden für die einzelnen Karten erzeugt. Im nächsten Arbeitsschritt wurde das Ortsnetz des Atlasses angelegt. Anschließend wurden mithilfe spezieller Tools die linguistischen Informationen der Sprachkarten mit den geographischen Informationen verknüpft. Nach Abschluss dieses Arbeitsschrittes ist jedem Erhebungsort einer Karte seine jeweilige linguistische Information zugewiesen und die Karten können aus der REDE-Datenbank generiert werden. Zudem wurde in REDE eine vektorisierte und interaktive Grundkarte erstellt und mit jeder Sprachkarte verknüpft.
Um dem Nutzer eine möglichst komfortable Suchfunktion und zentrale atlasspezifische Informationen zu bieten, wurden für jede Karte alle relevanten Metadaten erfasst. Zudem sind alle Karten mit einem Ortsnetz-Overlay und einer Ortsliste verknüpft, die eine gezielte Suche der einzelnen Erhebungsorte ermöglicht.
Mithilfe der oben beschriebenen Verfahren wurden alle 240 Karten des ALRH bearbeitet und dem REDE-Nutzer zur Verfügung gestellt.
Die Karten wurden von Carolin Bächt, Marina Frank, Marlene Helmling und Mona Kellermann digital aufbereitet.
4. Weiterführende Literatur
Friebertshäuser, Hans / Dingeldein, Heinrich J. (Hrsg.) (1988): Wortatlas der städtischen Alltagssprache in Hessen. Tübingen: Francke (= Hessische Sprachatlanten. Kleine Reihe 1).
Mitzka, Walter / Schmitt, Ludwig Erich (1951–1980): Deutscher Wortatlas. Gießen.