herausgegeben von Schmitt, Ludwig Erich

 

Inhalt

1. Zitation

1.1 Einführung

1.2 Kartenbände

2. Werkbeschreibung

2.1 Hintergründe

2.2 Erhebungsgebiet

2.3 Erhebungszeitraum

2.4 Erhebungsmethode

2.5 Kartierung

2.6 Umfang

2.7 Weitere Informationen

3. Integration der Karten in REDE via Scan, Georeferenzierung und Datenbankerfassung

4. Schles. SA im Vorgängerprojekt DiWA

4.1 Anzahl und digitale Aufbereitung der ausgewählten Karten

4.2 Überblendung mit den Karten des Sprachatlas des Deutschen Reichs von Georg Wenker

 

1. Zitation

1.1 Einführung

Eine Einführung in das gesamte Werk des Schles. SA liegt nicht vor. Jedem Kartenband ist eine Einführung zu den entsprechenden Karten vorangestellt.

1.2 Kartenbände

Schmitt, Ludwig Erich (Hrsg.) (1965–1967): Schlesischer Sprachatlas. Marburg: N. G. Elwert (= Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten 4).

Band 1: Bellmann, Günter (1967): Laut- und Formenatlas. In: Schmitt, Ludwig Erich (Hrsg.) (1965–1967): Schlesischer Sprachatlas. Marburg: N. G. Elwert (= Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten 4).

Band 2: Bellmann, Günter (1965): Wortatlas. In: Schmitt, Ludwig Erich (Hrsg.) (1965–1967): Schlesischer Sprachatlas. Marburg: N. G. Elwert (= Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten 4).


2. Werkbeschreibung

2.1 Hintergründe

Das von Günter Bellmann in seiner Einleitung formulierte Ziel des Schles. SA besteht darin, „ein repräsentatives Bild der inneren Raumgliederung des schlesischen Sprachgebietes im Bereiche [des Phonetisch-Phonologischen, des Morphologischen und] des Lexikalischen zu bieten. Nebenher sollten […] zugleich auch verschiedene Möglichkeiten sowohl methodischer Art als auch im Hinblick auf eine rationelle Bearbeitungs- und Darstellungstechnik erprobt werden“ (Bellmann 1965: 1). Grundlage für den Schles. SA bilden drei Materialsammlungen:

1. die Sprachdaten, die Georg Wenker für die Nordostblätter des Sprachatlas des Deutschen Reichs erhoben hat

2. die Tonbandaufnahmen der Vertriebenenmundarten, die das Forschungsinstitut für deutsche Sprache „Deutscher Sprachatlas“ und das Deutsche Spracharchiv durchführten

3. die Fragebögen des Schles. SA

2.2 Erhebungsgebiet

Die unterschiedlichen Sprachdaten des Schles. SA wurden in folgenden Gebieten erhoben:

1. In 4.500 Erhebungsorten des Nordblattes der DSA-Karten im Gebiet des Schles. SA. Die betreffenden Orte erstrecken sich in nordsüdlicher Richtung von der nördlich von Posen verlaufenden Linie der 2. Lautverschiebung bis zur südlichen Sprachgrenze des Schlesischen von 1945 ohne den Schönhengstgau und in westöstlicher Richtung von der Lausitzer Neiße und Oder bis zur Reichsgrenze von 1880 (vgl. Bellmann, 1967: 1).

2. In 168 Erhebungsorten (in der Regel Umsiedlerorte der Ostvertriebenen) im gesamten Bearbeitungsgebiet des Schles. SA, in nordsüdlicher Richtung von Crossen an der Oder bis zum Quellgebiet der Oder und in westöstlicher Richtung von der Lausitzer Neiße bis zum Quellgebiet der Weichsel (vgl. Bellmann, 1967: Übersichtskarte III).

3. In 755 Erhebungsorten im „gesamten schlesischsprachigen Gebiet beiderseits der Sudeten, von Osten bis an die Lausitzer Neiße heranreichend. Der dem schlesischen sprachlich bereits fernstehende Schönhengstgau fehlt. Dagegen wurde der Ostteil der brandenburgischen Kreise Sorau und Crossen berücksichtigt“ (vgl. Bellmann, 1965: 3).

Die Übersichtskarte des zweite Bandes des Schles. SA (Maßstab 1: 1.000.000) zeigt orohydrographische Informationen, während auf den Übersichtskarten I–III des ersten Bandes (Maßstab 1: 1.000.000) die Ortspunkte der verschiedenen Erhebungsmethoden abgebildet sind. Die Grundkarte IV des ersten Bandes (Maßstab 1: 1.000.000) enthält Informationen zu deutschen und fremdsprachigen Fragebogenausfüllungen des SA. Die Grundkarte V des ersten Bandes (Maßstab 1: 1.000.000) zeigt andere Dialektuntersuchungen des schlesischen Dialekts.

2.3 Erhebungszeitraum

Die Erhebung der Sprachdaten fand in drei Phasen statt: Die von Georg Wenker erhobenen Daten wurden von 1876–1887 gesammelt. Die Tonbandaufnahmen der Vertriebenen entstanden zwischen 1962 und 1965. Die Fragebogenerhebung des Schles. SA wurde 1963–1964 durchgeführt.

2.4 Erhebungsmethode

Folgende Personengruppen wurden in den drei Erhebungsphasen befragt:

1. Georg Wenker: dialektsprechende Lehrer und Schüler [Wenkerbogen]

2. Tonbandaufnahmen der Vertriebenenmundarten: ortsfeste weibliche und männliche Dialektsprecher im Alter von über 60 Jahren, die möglichst bäuerlichen und anderen bodenständigen Schichten angehören sollten.

3. Fragebogenerhebung des Schles. SA: insgesamt 762 sowohl weibliche als auch männliche Dialektsprecher aus diversen Ortstypen im schlesischen Gebiet im Alter von 30 bis 90 Jahren „mit 70jährigen Bauern als dominierendem Typ unter den Fragebogenausfüllern“ (Bellmann 1965: 2). Die Informanten waren als Landwirte, Landarbeiter, Handwerker, Volks- und Fachschullehrer, Industriearbeiter, Verwaltungsangestellte und -beamte, Hausfrauen und Sonstiges tätig.

Die Datenerhebung fand sowohl indirekt mittels versendeter Fragebögen statt (Georg Wenker und Fragebogenerhebung des Schles. SA) als auch direkt in Form von Tonbandaufnahmen, die zunächst von den Exploratoren aufgenommen und dann mittels IPA transkribiert wurden (Tonbandaufnahmen der Vertriebenenmundarten). Ein Überblick über das verwendete Lautsystem findet sich in der Einführung zum ersten Band des Schles. SA. Die Erhebung für den ersten Band fand mittels der um 8 Fragen und die Bezeichnungen für die Wochentage sowie die Zahlen von 1 bis 15 ergänzten 40 Wenkersätze statt. Für den zweiten Band wurden zwei neue Fragebögen entworfen. Der erste Fragebogen enthält 78 Fragen (vgl. Bellmann 1965: 1) und der zweite etwa 100 Fragen. Der zweite Fragebogen diente auch als Grundlage für die Karten Nr. 3, 7, 20, 28, 90, 91, 92, 98 des ersten Bandes (vgl. Bellmann 1967: 3).

2.5 Kartierung

Während der zweite Band des Schles. SA nur eine Kartenart enthält, finden sich im ersten Band drei Arten von Karten: „Ausschnittskarten aus dem Sprachatlas des Deutschen Reichs (SA-Karten)“, „Karten aus der indirekten Fragebogenerhebung 1964 (FB II - Karten)“ und „Phonetische Karten aus Tonbandaufnahmen (TA-Karten)“ (vgl. Bellmann 1967: 1ff.).

Bei den TA-Karten und den FB I-Karten des ersten Bandes des Schles. SA sowie bei allen Karten des zweiten Bandes erfolgt die Darstellung des erhobenen Materials in Form von Punkt-Symbol-Karten, auf denen die verschiedenen sprachlichen Phänomene durch Symbole an den Ortspunkten markiert wurden. Diese Methode folgt der germanischen Tradition. Die Aufschlüsselung der Symbole erfolgt in der Legende, die der Karte beigegeben wurde. Auf den SA-Karten des ersten Bandes des Schles. SA sind Gebiete gleicher sprachlicher Merkmale durch Isoglossen zusammengefasst und mit einer Leitform versehen. Abweichende Formen sind durch Symbole an den entsprechenden Ortspunkten markiert. Diese werden über eine der Karte beigefügte Legende aufgeschlüsselt. Darüber hinaus können auf REDE-Karten auch die Originalformen angezeigt werden. Weitere Informationen zu den kartierten Phänomenen finden sich in der Einführung zu den entsprechenden Karten in den beiden Bänden des Schles. SA.

 

Beispiel aus Bellmann (1965): Bd. 2, Kt. 28

 

2.6 Umfang

Mit Abschluss der Arbeiten am Schles. SA liegen 123 Karten zu phonetisch-phonologischen, 7 Karten zu morphologischen und 94 Karten zu lexikalischen Phänomenen in insgesamt 2 Bänden vor. Dem Werk sind 6 außersprachliche Interpretamentkarten beigegeben. Der erste Band ist 1965, der letzte Band 1967 erschienen.

2.7 Weitere Informationen

Bibliographische Hinweise zu dem Dialekt des schlesischen Gebiets sind in der Georeferenzierten Online-Bibliographie zur Areallinguistik (GOBA) zu finden.

 

3. Integration der Karten in REDE via Scan, Georeferenzierung und Datenbankerfassung

Die kartierten Daten des Schles. SA wurden in REDE in eine zentrale Datenbank überführt, die eine kompatible Darstellung und vergleichende Analyse für den Nutzer ermöglicht. Hierzu wurden die Karten zunächst gescannt, geokodiert und rektifiziert. Das heißt bestimmten Passpunkten der gescannten Karte wurden Koordinaten zugewiesen, anhand derer eine Ausrichtung am Zentralmeridian der zugrunde liegenden Projektion ermöglicht wird. Die so bearbeiteten Karten können unabhängig von Größe, Zoomstufe oder Maßstab exakt übereinander gelegt und miteinander verglichen werden. Anschließend wurden die für die Darstellung der linguistischen Informationen und Kartensymbole benötigten Zeichensätze zusammengestellt und auf ihrer Grundlage die Legenden für die einzelnen Karten erzeugt. Im nächsten Arbeitsschritt wurde das Ortsnetz des Atlasses angelegt und mithilfe spezieller Tools die linguistischen Informationen der Sprachkarten mit den geographischen Informationen verknüpft. Nach Abschluss dieses Arbeitsschrittes ist jedem Erhebungsort einer Karte seine jeweilige linguistische Information zugewiesen und die Karten können aus der REDE-Datenbank generiert werden. Um dem Nutzer eine möglichst komfortable Suchfunktion und zentrale atlasspezifische Informationen zu bieten, werden für jede Karte alle relevanten Metadaten erfasst.

Mithilfe der oben beschriebenen Verfahren wurden alle Karten des Schles. SA bearbeitet und dem REDE-Nutzer zur Verfügung gestellt.

Die Karten wurden von Luise Dallendörfer, Manuel Hoos, Philipp Gehring, Benedikt Naglik und Jana Nellesen digital aufbereitet.

Seit 2009 steht das SprachGIS in REDE mit dem gesamten Datenbestand von DiWA als Nachfolger und Erweiterung zur Verfügung.

 

4. Schles. SA im Vorgängerprojekt DiWA

4.1 Anzahl und digitale Aufbereitung der ausgewählten Karten

Für das Projekt DiWA wurden 54 Karten (18 SA-Karten und 36 TA-Karten) des ersten Bandes des Schlesischen SA ausgewählt, die alle phonetisch-phonologische Phänomene abbilden.

Die Karten wurden von Philipp Gehring und Benedikt Naglik digital aufbereitet.

4.2 Überblendung mit den Karten des Sprachatlas des Deutschen Reichs von Georg Wenker

Georg Wenkers „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ (Erhebungszeitraum 1876–1887) ist der erste und bis heute umfangreichste Sprachatlas überhaupt (Geschichte). In DiWA wurden die Karten von Wenker erstmals veröffentlicht. Neben der Publikation bestand eines der Ziele des Projekts DiWA darin, die auf den Karten abgebildeten Informationen mit denen moderner Regionalatlanten vergleich- und überblendbar zu machen. Dazu wurden die entsprechenden digitalisierten Karten zunächst geokodiert, d. h. bestimmten Punkten werden Soll-Koordinaten zugewiesen. Bei der anschließenden Rektifizierung wurde die Karte anhand der Passpunkte am Zentralmeridian der zugrundeliegenden Projektion ausgerichtet. Das Ergebnis ist eine vollständig georeferenzierte Karte, in der die Koordinaten eines jeden Bildpunktes definiert sind und die kompatibel mit jeder anderen auf gleiche Weise rektifizierten Karte ist. Aufgrund von verschiedenen Faktoren, wie dem Fehlen eines Koordinatensystems, schematischen Darstellungen und unterschiedlichen Ausgangsprojektionen, Größen und Detailgraden der Grundkarten des Schlesischen SA, können Abweichungen bei der Zielprojektion auftreten.

Die Karten des Schles. SA lassen sich exakt mit den Karten des „Sprachatlas des Deutschen Reichs“ überblenden.