von Elmentaler, Michael

 

Inhalt

1. Zitation

2. Werkbeschreibung

2.1 Hintergründe

2.2 Erhebungsgebiet

2.3 Erhebungszeitraum

2.4 Erhebungsmethode

2.5 Kartierung

2.6 Umfang

2.7 Weitere Informationen

3. Integration der Karten und Tonaufnahmen in REDE via Georeferenzierung und Datenbankerfassung

4. Zitierte Literatur

 

1. Zitation

Elmentaler, Michael (Hrsg.) (2023): Sprechender Norddeutscher Sprachatlas (SNOSA), auf Grundlage des „Norddeutschen Sprachatlas (NOSA). Bd. 1: Regiolektale Sprachlagen“ von Michael Elmentaler und Peter Rosenberg. Herausgegeben von Michael Elmentaler unter Mitarbeit von Vivian Lucia Hansmann, Johanna Falkson sowie Martin Wolf (Erstellung der Tonproben) und Tuarik Buanzur (technische Bearbeitung). In REDE bearbeitet von Robert Engsterhold und Marina Frank. In: Schmidt, Jürgen Erich / Herrgen, Joachim / Kehrein, Roland / Lameli, Alfred  (Hrsg.): Regionalsprache.de (REDE III). Forschungsplattform zu den modernen Regionalsprachen des Deutschen. Bearbeitet von Robert Engsterhold, Hanna Fischer, Heiko Girnth, Simon Kasper, Juliane Limper, Georg Oberdorfer, Tillmann Pistor, Anna Wolańska. Unter Mitarbeit von Dennis Beitel, Milena Gropp, Maria Luisa Krapp, Vanessa Lang, Salome Lipfert, Jeffrey Pheiff, Bernd Vielsmeier. Studentische Hilfskräfte. Marburg: Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. 2020ff.

 

2. Werkbeschreibung

2.1 Hintergründe

Der „Sprechende Norddeutsche Sprachatlas“ (SNOSA) basiert auf den Sprachkarten des ersten Bandes des „Norddeutschen Sprachatlas“ (NOSA). Nach dem Prinzip der sprechenden Dialektatlanten (z. B. für Westfalen, das Siegerland, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern oder Österreich) lassen sich kurze Tonproben durch Anklicken von Ortspunkten auf Sprachkarten abspielen. Die Audiobeispiele beziehen sich im Falle des SNOSA nicht auf die traditionellen Mundarten (niederdeutsche Dialekte), sondern auf die regionalen Ausprägungen des Hochdeutschen (Regiolekte). Der digitale Atlas enthält Karten zu 18 ausgewählten Sprachvariablen, die sich auf Lautbesonderheiten der norddeutschen Regiolekte beziehen. In jeder Karte stehen Tonbeispiele für die jeweilige untersuchte Variable aus bis zu 36 Untersuchungsorten zur Verfügung. Als Materialgrundlage dienten die im Projekt „Sprachvariation in Norddeutschland“ (SiN) durchgeführten Tonaufnahmen norddeutscher Tischgespräche und Interviews. Die Beispiele wurden so ausgewählt, dass sie eine jeweils regionaltypische Aussprachevariante enthalten, wobei nach Möglichkeit für alle Orte dasselbe Wort herangezogen wurde. Wenn dies nicht möglich war, wurden Wörter ausgewählt, in denen der relevante Vokal oder Konsonant in einer vergleichbaren lautlichen Umgebung vorkommt.

2.2 Erhebungsgebiet

Das Erhebungsgebiet erstreckt sich in nordsüdlicher Richtung von Sörup bis nach Bracht und in westöstlicher Richtung von Kranenburg bis Bad Saarow. Erfasst wurde der norddeutsche Raum, also das Gebiet nördlich der Benrather Linie, in dem traditionell niederdeutsche Dialekte gesprochen werden. Aus jeder der 18 traditionellen Dialektregionen (nach Foerste 1957) wurden zwei Orte ausgewählt. Das Erhebungsgebiet umfasst somit 36 Erhebungsorte. Die Grundkarte zeigt das Erhebungsgebiet sowie die 18 traditionellen Dialektregionen.

2.3 Erhebungszeitraum

Die Daten des SNOSA wurden von 2007 bis 2010 aufgenommen.

2.4 Erhebungsmethode

Die Daten des SNOSA wurden direkt erhoben. An jedem der 36 ausgewählten Orte wurden mit jeweils vier Personen Sprachaufnahmen und Tests durchgeführt. Das gesamte Untersuchungssample besteht demnach aus 144 (weiblichen) Gewährspersonen, deren Sprachgebrauch in situativer Abstufung erhoben, transkribiert, aufgearbeitet und analysiert wurde. Über den Vergleich dieser individuellen Datensätze konnte für jeden Untersuchungsort ein hinreichend genaues Bild der dort bestehenden Variationsmöglichkeiten und Sprachlagenschichtungen gezeichnet werden. Die Daten wurden in drei Erhebungssituationen erfasst. Bei der ersten Erhebungssituation handelt es sich um eine informelle Unterhaltung mit Familienangehörigen, teils auch mit engeren Freunden („Tischgespräch“). Die zweite Erhebungssituation bestand in einem formellen, leitfadengesteuerten Interview, das ein Mitglied des Forschungsteams auf Hochdeutsch mit der jeweiligen Gewährsperson führte. Die dritte Erhebungssituation zielte auf die Elizitation der standarddeutschen Vorleseaussprache ab. Für den SNOSA wurden nur Tonbeispiele aus den Interviews und Tischgesprächen genutzt.

2.5 Kartierung

Die Darstellung des erhobenen Materials in Form von Punkt-Symbol-Karten, auf denen die verschiedenen sprachlichen Phänomene durch Lautsprecher an den Ortspunkten markiert wurden, folgt der germanischen Tradition. Die Aufschlüsselung der Symbole erfolgt in der Legende, die der Karte beigegeben wurde. In einem Kurzkommentar unterhalb der Karte werden die Varianten jeweils kurz erläutert und hinsichtlich ihrer arealen Verbreitung und ihrem Gebrauch in den drei Erhebungssituationen Tischgespräch (informell), Interview (halbformell bis formell) und Vorlesetest charakterisiert. Prozentwerte werden jeweils ohne Angabe von Nachkommastellen wiedergegeben. Im Anschluss an den Kurzkommentar zur jeweiligen digitalen Sprachkarte wird auf den ausführlichen Kommentar im NOSA 1 verwiesen sowie ggf. auf vergleichbare Karten in verschiedenen anderen Sprachatlanten, die ebenfalls den Sprachstand des 21. Jahrhunderts (AdA, AADG) oder aber den Stand zwischen etwa 1975 und 1987 (AAS, WDU, WASU) dokumentieren.

 

 

Beispiel aus Elmentaler (2023): Kt. K17

 

 

2.6 Umfang

Der SNOSA umfasst 18 Karten zu überwiegend phonetisch-phonologischen Phänomenen sowie eine Grundkarte.

2.7. Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Projekt finden sich in folgenden Publikationen:

Elmentaler, Michael (2019): Westfälische Regiolekte – was wir wissen und was wir wissen möchten. In: Niederdeutsches Wort, 59, 7–32.

Elmentaler, Michael (2023): Standard – Regiolekt – Dialekt aus norddeutscher (Stadt-)Perspektive. In: Muttersprache, 133(1–2), 32–52.

Elmentaler, Michael / Gessinger, Joachim / Lanwer, Jens / Rosenberg, Peter / Schröder, Ingrid / Wirrer, Jan (2015): Sprachvariation in Norddeutschland (SiN). In: Kehrein, Roland / Lameli, Alfred / Rabanus, Stefan (Hrsg.): Regionale Variation des Deutschen. Projekte und Perspektiven. Berlin / Boston: De Gruyter, 397–424.

Elmentaler, Michael / Rosenberg, Peter (2015): Regionalsprachlichkeit und Sprachvariation. In: Elmentaler, Michael / Hundt, Markus / Schmidt, Jürgen Erich (Hrsg.): Deutsche Dialekte. Konzepte, Probleme, Handlungsfelder. Akten des 4. Kongresses der Internationalen Gesellschaft für Dialektologie des Deutschen (IGDD). Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 435–451.

 

Bibliographische Hinweise zum SNOSA sind in der Georeferenzierten Online-Bibliographie zur Areallinguistik (GOBA) zu finden.

 

3. Integration der Karten und Tonaufnahmen in REDE via Georeferenzierung und Datenbankerfassung

Die SNOSA-Daten wurden zunächst in die REDE-Datenbank überführt. Dabei wurden den Tonaufnahmen die Koordinaten der jeweiligen Ortspunkte zugewiesen. Im Anschluss wurden die Symbole jeder Karte farblich an die regionale Variante angepasst. Auf den so bearbeiteten sprechenden Karten lassen sich die regional unterschiedlichen Varianten für bis zu 36 Ortspunkte als Hörbeispiele abspielen. Zusätzlich wurde für jede Karte eine Legende erstellt. Um dem Nutzer eine möglichst komfortable Suchfunktion zu ermöglichen und zentrale atlasspezifische Informationen zur Verfügung zu stellen, wurden für jede Karte alle relevanten Metadaten erfasst.

 

4. Zitierte Literatur

AADG: Kleiner, Stefan (2011ff.): Atlas zur Aussprache des deutschen Gebrauchsstandards. Unter Mitarbeit von Ralf Knöbl. http://prowiki.ids-mannheim.de/bin/view/AADG/ (Datenerhebung: 2006–2009).

AAS: König, Werner (1989): Atlas zur Aussprache des Schriftdeutschen in der Bundesrepublik Deutschland. Bd. 1–2. Ismaning. (Datenerhebung 1975/76).

AdA: Elspaß, Stephan / Möller, Robert (2003ff.): Atlas der deutschen Alltagssprache. www.atlas-alltagssprache.de (Datenerhebung: Pilotprojekt: 2001/02, Runde 1: 2003/04, Runde 2: 2004/05, Runde 3: 2005/06, Runde 4: 2006/07, Runde 5: 2007/08, Runde 6: 2008/09, Runde 7: 2009/10, Runde 8: 2010/11, Runde 9: 2012, Runde 10: 2013–16, Runde 11: 2017/18, Runde 12: 2019–2022, Runde 13: noch nicht abgeschlossen).

Foerste, William (1957): Geschichte der niederdeutschen Mundarten. In: Stammler, Wolfgang (Hrsg.): Deutsche Philologie im Aufriß. Bd. 1. 2., überarb. Aufl. Berlin. Sp. 1729–1898.

WDU: Eichhoff, Jürgen (1977–2000): Wortatlas der deutschen Umgangssprachen. Bd. 1: Bern 1977. Bd. 2: Bern 1978. Bd. 3: München 1993. Bd. 4: München 2000. (Datenerhebung für Bd. 1–2: 1971–1976, für Bd. 3–4: 1977–1987).

WASU: Protze, Helmut (1997): Wortatlas der städtischen Umgangssprache. Zur territorialen Differenzierung der Sprache der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Köln u.a. (Datenerhebung: ca. 1975–80).