von Monika Fritz-Scheuplein

Grundlagen

Der ‚Sprechende Sprachatlas von Unterfranken‘ enthält 100 Karten zu dialektalen Phänomenen aus den Bereichen Lautung, Formenbildung und Wortschatz. Knapp die Hälfte der diesem Projekt zugrundeliegenden Karten stammt aus dem "Kleinen Unterfränkischen Sprachatlas (KUSs)", der 2007 im Winter-Verlag in Heidelberg erschienen ist. Mit den dazugehörigen Kommentaren bietet der KUSs einen wissenschaftlich fundierten und dennoch für den Laien verständlichen Überblick über die Vielfalt der Dialekte Unterfrankens. 52 Karten sind bisher unveröffentlicht, sie sind im Laufe der Jahre vor allem für Vorträge und Artikel entstanden. Auch wenn die farbigen Flächenkarten zwar optisch ansprechend und auf den ersten Blick leicht verständlich sind, können gerade für Laien erklärende Kommentare hilfreich sein und interessante weiterführende Informationen bieten. Diese Kommentare werden auf der UDI-Homepage bereitgestellt werden.

Der populärwissenschaftliche KUSs sowie alle unveröffentlichten Karten basieren wiederum auf dem Material des ‚Sprachatlas von Unterfranken (SUF)‘, der als inzwischen abgeschlossenes wissenschaftliches Grundlagenwerk die Vielfalt der Dialekte von Unterfranken darstellt. Er war eines von sechs Teilprojekten im Forschungsverbund ‚Bayerischer Sprachatlas (BSA)‘. Der SUF beendete mit dem Jahr 2003 seine umfassenden Forschungsarbeiten, seit 2009 liegt er vollständig publiziert vor (hrsg. von Norbert Richard Wolf und Sabine Krämer-Neubert, Heidelberg 2005 bis 2009, 6 Bände).

Basis für den Atlas waren einwöchige Erhebungen in 179 Orten in ganz Unterfranken. Sie erbrachten für jeden Ort vergleichbares Datenmaterial von ungefähr 2700 in phonetischer Schrift festgehaltener Dialektsequenzen.

Die für den 'Sprechenden Sprachatlas von Unterfranken' verwendeten Tondokumente aus 30 Orten wurden 2016 von Verena Diehm neu aufgenommen und bearbeitet.

Da wir uns aus Gründen der Handhabbarkeit und Benutzerfreundlichkeit an den beiden Vorreitern, dem ‚Sprechenden Sprachatlas von Bayern‘ und dem ‚Sprechenden Sprachatlas von Bayerisch-Schwaben‘ orientiert haben, waren einige Anpassungen unserer bereits vorhandenen Karten nötig. Aus diesem Grund treten bei einigen wenigen Karten geringfügige Unterschiede zwischen den bereits im KUSs publizierten und den hier veröffentlichten Karten auf.

Hinweise zur Benutzung

Die hier verwendeten Sprachkarten beruhen auf Erhebungen, die zwischen 1991 und 1996 stattfanden; die Informanten waren damals im Durchschnitt 70 Jahre alt.

Das Tonmaterial für den ‚Sprechenden Sprachatlas‘ ist also ca. 25 bis 30 Jahre später erhoben worden, weshalb den Sprechern manche, damals noch bekannten Formen, jetzt nicht mehr geläufig waren. Verschiedentlich stimmen deshalb die Tondokumente mit den Sprachflächen, wie sie die Karten bieten, nicht überein. Außerdem liegen aus unterschiedlichen Gründen nicht für alle Orte und nicht für alle Themen lückenlos Tondokumente vor.

Quellenangaben

An erster Stelle ist jeweils der SUF-Band mit Kartennummer oder, wenn keine Karte im SUF erschienen ist, die entsprechende SUF-Fragebuchnummer genannt. Bei Karten, die auch im KUSs veröffentlicht sind, wird zudem die entsprechende Kartennummer der Druck-Version angezeigt; in dieser finden sich dann auch erläuternde Kommentare zu den Karten. Sie sind in der Online-Version nicht enthalten. Unter dem Stichwort Grafik sind am Ende alle mit Namenskürzel gelistet, die bei der Erstellung der Karte mitgewirkt haben, vom handgezeichneten Entwurf bis hin zur digitalen Endversion für dieses Projekt. Folgende Namenskürzel wurden verwendet:

AK       Almut König

CB       Claudia Blidschun

JD        Johannes Dorsch

JK        Judith Koberstein

JoK      Joana Kraus

KK       Katharina Kilian

MFS     Monika Fritz-Scheuplein

VD       Verena Diehm

 

Erklärung der Lautschrift und weiterer Besonderheiten auf den Sprachkarten

Die hochsprachlichen bzw. hochtypisierten Formen sind recte gesetzt, die Schriftgröße ist variabel, je nach Platz. Lautnahe Verschriftlichungen erfolgen in Kursivschrift und konsequenter Kleinschreibung. Die am häufigsten vorkommenden Dialektformen sind direkt in die Fläche eingetragen, sofern sie gebietsbildend auftreten und ausreichend Platz vorhanden ist. Dabei werden weitgehend die normalen Zeichen des Alphabets mit den Lautwerten der Standardsprache verwendet. Konsonanten sind jedoch in der Regel so verschriftet, wie sie im Dialekt gesprochen werden (z. B. madde ‚Matte‘, flegge ‚Flecken‘, woochng ‚Wagen‘). Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir aber für anlautendes st oder für tz/z auf lautnahe Verschriftung mit schd oder ds verzichtet.

Folgende Zeichen werden zusätzlich oder in besonderer Weise gebraucht:

oo, ii

 

Vokallänge wird durch Verdoppelung angezeigt (z. B. froosch ‚Frosch‘, diif ‚tief‘).

 

ww, mm

Vokalkürze wird durch Doppelung des nachfolgenden Konsonanten angezeigt (z. B. näwwl ‚Nebel‘, bamm ‚Bäume‘).

 

å

steht für „dumpfe“, „dunkle“ A-Laute, die deutlich in Richtung O gehen (z. B. wååred ‚Wahrheit‘).

 

a, e, selten ä

(verkleinert) repräsentieren die häufig im Auslaut und in unbetonten Silben vorkommenden unklaren „Murmellaute/Schwa-Laute“, je nachdem, ob sie in ihrem Lautwert dem A, E oder Ä näher stehen (z. B. raadla, helfe, päddä ‚Rädlein, helfen, Petter‘). Die Zeichen a und e gibt es auch als Zweitbestandteile von Diphthongen (z. B. fasäelich ‚Faselein‘, doach ‚Teig‘).

 

(-)

markiert, dass das Wort sowohl einzeln als auch zusammengesetzt vorkommt, z.B. (-)raffeln (*Korngarben aufnehmen*) bedeutet, dass das Verb auch mit verschiedenen Vorsilben wie ab- oder weg- auftritt.

 

Signaturen, die von der Farbfüllung her auf in der Karte sichtbare Farbflächen verweisen, sind nicht erläutert. Eine Legende ist nur dann vorhanden, wenn Realisierungen nicht arealbildend, sondern nur vereinzelt auftreten und/oder Linien näherer Erläuterungen bedürfen. Mischgebiete, in denen zwei oder drei Formen gebräuchlich sind, werden generell in der Karte schraffiert dargestellt. Die Schraffur wird nicht eigens erklärt bzw. beschriftet, da die darin vorkommenden Farben entweder bereits auf Farbflächen verweisen oder, wenn nur vereinzelt belegt, als eingefärbte Signatur in der Legende erläutert sind. Besteht ein Mischgebiet aus mehr als drei Formen, ist es prinzipiell weiß gehalten und die am häufigsten genannten Formen sind in die Fläche eingetragen.

 

Angaben zum Projekt und Danksagung

Der ‚Sprechende Sprachatlas von Unterfranken‘ wurde von 2015 bis 2017 im Unterfränkischen Dialektinstitut in Würzburg erstellt.

Er entstand unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Wolf Peter Klein (Universität Würzburg, Lehrstuhl für Deutsche Sprachwissenschaft) und Dr. Monika Fritz-Scheuplein (Universität Würzburg, Unterfränkisches Dialektinstitut). Die Bearbeitung erfolgte durch Verena Diehm M.A. (Universität Würzburg, Unterfränkisches Dialektinstitut).


Wir danken

  • ganz besonders den Sprechern, die für die hier enthaltenen Tonaufnahmen ihre Zeit geopfert haben.
  • den Bürgermeistern und Kreisheimatpflegern für ihre Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Dialektsprechern.
  • der Universität Würzburg und der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken für ihre Hilfe bei der Durchführung des Projekts.
  • Brigitte Schwarz, Dr. Manfred Renn und Prof. Werner König für ihre hilfreichen Ratschläge, die uns vor allem bei der Bearbeitung der Tonaufnahmen von großem Nutzen waren.
  • dem Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg für die Aufnahme in Regionalsprache.de (REDE), bearbeitet von Robert Engsterhold, Vanessa Lang, Georg Oberdorfer und Anna Wolańska.