herausgegeben von Moulin, Claudine
Inhalt
1. Zitation
1.1 Digitaler Luxemburgischer Sprachatlas
1.2 Einführung
1.3 Kartenband
2. Werkbeschreibung
2.1 Projekt
2.2 Erhebungsgebiet
2.3 Erhebungszeitraum
2.4 Erhebungsmethode
2.5 Kartierung
2.6 Umfang
2.7 Weitere Informationen
3. Aufbereitung des Materials und Anwendungsbeispiele
4. Zitierte Literatur und Links
1. Zitation
1.1 Digitaler Luxemburgischer Sprachatlas
Moulin, Claudine (Hrsg.) (2003; 2016): Digitaler Luxemburgischer Sprachatlas auf der Grundlage des Laut- und Formenatlas von Robert Bruch. Digitale Fassung und Zusatzmaterial herausgegeben von Claudine Moulin. Bearbeitet von Roland Kehrein, Alfred Lameli, Jost Nickel, Stefan Rabanus. Neu bearbeitet von Brigitte Ganswindt, Jeffrey Pheiff, Tillmann Pistor und Anna Wolańska. In: Schmidt, Jürgen Erich / Herrgen, Joachim / Kehrein, Roland (Hrsg.): Regionalsprache.de (REDE II). Forschungsplattform zu den modernen Regionalsprachen des Deutschen. Bearbeitet von Dennis Bock, Brigitte Ganswindt, Heiko Girnth, Simon Kasper, Alfred Lameli, Slawomir Messner, Christoph Purschke, Anna Wolańska. Unter Mitarbeit von Robert Engsterhold, Sybille Felix, Hanna Fischer, Sarah Franchini, Bettina Kärcher, Carolin Kiesewalter, Juliane Limper, Maya Lippmann, Björn Lüders, Mark Pennay, Jeffrey Pheiff, Tillmann Pistor, Josephine Rocholl, Victoria Schaub, Hanni Th. Schnell, Philipp Spang, Lars Vorberger. Studentische Hilfskräfte. Marburg: Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas. 2011–2019.
1.2 Einführung
Eine Einführung in das Werk des gedruckten „Luxemburgischen Sprachatlasses“ liegt als Vorwort von Ludwig Erich Schmitt und als Kommentar zum Manuskript Robert Bruchs von Jan Goossens im Kartenband vor und ist hier abrufbar.
1.3 Kartenband
Bruch, Robert † (1963): Luxemburgischer Sprachatlas. Laut- und Formenatlas. Für den Druck vorbereitet von Jan Goossens, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Marburg: N. G. Elwert (= Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten 2).
2. Werkbeschreibung
2.1 Projekt
Das vorliegende Projekt wurde 2003 in Kooperation mit dem Fonds National de la Recherche (Luxembourg), den Universitäten Trier und Luxembourg und dem Deutschen Sprachatlas in Marburg in Angriff genommen und ist an der Universität Trier angesiedelt. Ausgangspunkt des Vorhabens war die weiterführende Aufbereitung und die Digitalisierung des im Jahre 1963 erschienenen, inzwischen vergriffenen „Luxemburgischen Sprachatlasses“. Das Projekt ermöglichte einerseits die Erfassung, Aufbereitung und Online-Publikation des veröffentlichten dialektgeographischen Materials und somit dessen Bereitstellung für weitere Forschungsvorhaben. Andererseits wurde quasi prototypisch eine erste Anbindung eines externen Sprachatlasprojektes an den in Marburg angesiedelten „Digitalen Wenkeratlas“ (DiWA) realisiert (vgl. www.diwa.info). Die erfassten Daten sind somit nicht nur für den luxemburgischen Raum und für die Erarbeitung eines neuen, in Planung befindlichen luxemburgischen Sprachatlasses (s. Gilles / Moulin 2008: 143–144) von Bedeutung, sondern auch für die Untersuchung dialektaler Phänomene des Moselfränkischen und Mitteldeutschen Raumes.
Das Projekt hat sich jedoch nicht nur auf die bloße Digitalisierung des vorhandenen Kartenmaterials beschränkt, sondern ermöglicht dessen dynamische Auswertung. Dabei wurde erstmalig eine Reihe von unveröffentlichten Materialien zugänglich gemacht. So wurden die bislang nicht veröffentlichten Erhebungsbögen digitalisiert, die am Ende des 19. Jahrhunderts an 325 Orten von Lehrern nach den Vorgaben Georg Wenkers im Rahmen der Forschungen von John Meier erstellt, aber dann für Wenkers „Sprachatlas des deutschen Reichs“ (1888–1923) nicht mehr weiter verwertet wurden. Diese Bögen stehen somit auch für die regionalsprachgeschichtliche Untersuchung des Luxemburgischen im 19. Jahrhundert bereit.
Neben seinem unmittelbaren Wert für die luxemburgische Linguistik kann das vorliegende Projekt durch die Anbindung an den Deutschen Sprachatlas in Marburg die Einbeziehung der Befunde zum Luxemburgischen für großräumig angelegte sprachgeographische Fragestellungen nutzbar machen. Da die Karten des „Sprachatlasses des deutschen Reichs" von Georg Wenker aus politisch-historischen Gründen den luxemburgischen Raum nicht verzeichnen, wird damit eine Lücke in der flächendeckenden dialektalen Erfassung im Westen des deutschen Sprachgebietes geschlossen. Somit werden auch unmittelbare Vergleiche zu jüngst abgeschlossenen, bundesdeutschen Sprachatlasprojekten möglich, wie etwa zum „Mittelrheinischen Sprachatlas (MRhSA)“ (Bellmann / Herrgen / Schmidt 1994–2002), der ebenfalls das im Westen des Erhebungsgebiets gelegene und eigentlich dazu gehörende Luxemburgische aus politischen Gründen unerfasst lassen musste. Allgemein betrachtet wurde so ein erster Schritt in Richtung eines Informationsnetzes innerhalb der europäischen Dialektgeographie vollzogen, in deren Rahmen Sprachgrenzen und Ländergrenzen keine künstlichen Barrieren für die Erforschung linguistischer Zusammenhänge darstellen. Nicht zuletzt werden dadurch Fragen des Sprachkontaktes und des Sprachwandels in größerem Zusammenhang gestellt werden können, und somit auch für eine regionale Sprachgeschichte fruchtbar gemacht werden. Ein weiterer Schritt in diese Richtung erfolgte mit der erneuten Bearbeitung und Implementierung des „Digitalen Luxemburgischen Sprachatlasses“ in die Forschungsplattform Regionalsprache.de (REDE) (s. Abschnitt 3).
2.2 Erhebungsgebiet
Das Untersuchungsgebiet des LuxSA umfasst 375 Orte. Die Grenzen des Untersuchungsgebietes fallen im Norden, Osten und Süden mit der luxemburgischen Staatsgrenze zusammen. Im Westen erstreckt sich das USG auf 71 Erhebungsorte über die Staatsgrenze hinaus in die belgische Provinz Luxemburg, etwa um die Stadt Arlon (vgl. Goossens in Schmitt 1963: 9).
Als Vorlage für die Grundkarte für den gedruckten „Luxemburgischen Sprachatlas“ diente die Grundkarte zum Luxemburgischen Sprach- und Volkskundeatlas von Paul Jost, wobei der ursprüngliche Maßstab von 1: 200.000 auf 1: 250.000 verkleinert wurde. Weitere Modifizierungen der von Jost erstellten Karte fasst Goossens wie folgt zusammen: „Die Kreise, die die Belegorte andeuten, sind im Gegensatz zum Bruchschen [Manuskript] ausgefüllt, damit auf jeder Karte leicht erkennbar wird, für welche Orte Material vorliegt und für welche nicht. Dem Gradnetz nach Ferro fügten wir die Grad- und Minutenzahlen hinzu. Die waagerechten und senkrechten Streifen des Gradnetzes haben wir mit den Buchstaben und Zahlen, mit denen sie im „Deutschen Wortatlas" [im Original hervorgehoben] gekennzeichnet sind, versehen“ (Goossens in Schmitt 1963: 9).
2.3 Erhebungszeitraum
Die Daten des gedruckten LuxSA wurden in den Zeiträumen 1925–1939 und 1946–1947 erhoben (vgl. Schmitt 1963 und Gilles / Moulin 2008: 135).
2.4 Erhebungsmethode
Die Datenerhebung fand sowohl direkt als auch indirekt statt. Als Erhebungsgrundlage dienten die Wenkersätze. Die indirekte Erhebung wurde von der sprachwissenschaftlichen Sektion des Großherzoglichen Instituts in Luxemburg vorgenommen und um Bruchs direkte Erhebung ergänzt. Das Material, das Bruch in direkter Aufnahme persönlich sammelte, hat er teilweise an Ort und Stelle, teilweise auch aus dem Munde von Schülern am Knabenlyzeum in Luxemburg aufgezeichnet (vgl. Goossens in Schmitt 1963: 10). Außerdem standen Bruch die Bögen der Maierschen Erhebung zur Verfügung (vgl. Goosens in Schmitt 1963: 9).
2.5 Kartierung
Auf den Sprachkarten sind Gebiete gleicher sprachlicher Merkmale durch Isoglossen zusammengefasst und mit einer Leitform versehen. Abweichende Formen sind durch Symbole an den entsprechenden Ortspunkten markiert. Die Aufschlüsselung der Symbole erfolgt in der Legende, die der Karte beigegeben wurde. Neben der Aufschlüsselung der Symbole enthalten die Kartenlegenden das Erhebungsfragewort sowie weitere Bemerkungen zu einzelnen Ortspunkten (z.B. Angaben zu Quellen von Belegen, wenn letztere nicht aus Bruchs Material stammen (H = Huss)).
Beispiel aus Moulin (2003; 2016): Kt. 126
2.6 Umfang
Mit Abschluss der Arbeiten am LuxSA liegen 175 Karten zu phonetisch-phonologischen, morphologischen und lexikalischen Phänomenen in einem Band vor. Dem Werk sind zwei außersprachliche Interpretamentkarten beigegeben.
2.7 Weitere Informationen
Bibliographische Hinweise zu den Dialekten des luxemburgischen Gebiets sind in der Georeferenzierten Online-Bibliographie zur Areallinguistik (GOBA) zu finden.
3. Aufbereitung des Materials und Anwendungsbeispiele
Die kartierten Daten des LuxSA wurden in eine zentrale Datenbank überführt, die eine kompatible Darstellung und vergleichende Analyse für den Nutzer ermöglicht. Hierzu wurden die Karten geokodiert und rektifiziert. Das heißt, bestimmten Passpunkten der gescannten Karte wurden Koordinaten zugewiesen, anhand derer eine Ausrichtung am Zentralmeridian der zugrunde liegenden Projektion ermöglicht wird. Die so bearbeiteten Karten können unabhängig von Größe, Zoomstufe oder Maßstab exakt übereinandergelegt und miteinander verglichen werden (z.B. Karten Dorf (LuxSA) und Korb (LuxSA)). Ebenso besteht die Möglichkeit, Karten des LuxSA mit Karten aus anderen Sprachatlanten nebeneinander zu legen und zu vergleichen, z.B. mit den Karten aus dem „Deutschen Sprachatlas“ (DSA) (Wrede / Mitzka / Martin 1927–1956) (z.B. Karten wachsen (LuxSA) und wachsen (DSA)) oder den Karten aus dem „Mittelrheinischen Sprachatlas“ (Bellmann / Herrgen / Schmidt 1994–2002) (z.B. Karten geben (LuxSA) und geben (MRhSA)).
Die Möglichkeit der Kartenkombination ist nicht auf Sprachkarten beschränkt. Die Karten des LuxSA können vielmehr mit beliebigen thematischen Karten kombiniert werden. Dies ermöglicht unter anderem die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Sprach- und Naturräumen (z.B. Karten Dorf (LuxSA) und Google-Topographie) oder Grundkarte (LuxSA) und Google-Straßenkarte).
Um dem Nutzer eine möglichst komfortable Suchfunktion und zentrale atlasspezifische Informationen zu bieten, wurden zudem für jede Karte alle relevanten Metadaten erfasst. In einem weiteren Schritt wurden alle Karten einem historischen und einem morphologischen Register zugeordnet, die für nutzerspezifische Suchabfragen eingerichtet wurden.
Auch die Erhebungsbögen wurden digitalisiert und mit den Erhebungsorten der Grundkarte verknüpft. Damit kann nun gezielt ortspunktgenau auf die Fragebögen zugegriffen werden. Geplant ist ferner die Einbindung von Tonmaterialien, die zurzeit schrittweise eingebunden werden (vgl. etwa die bereits zugängliche Aufnahme für die Hauptstadt Luxemburg, s. Gilles / Moulin 2008: 140).
4. Zitierte Literatur und Links
Bellmann, Günter / Herrgen, Joachim / Schmidt, Jürgen Erich (1994–2002): Mittelrheinischer Sprachatlas (MRhSA). 5 Bde. Unter Mitarbeit von Georg Drenda, Heiko Girnth und Marion Klenk. Tübingen: Niemeyer.
Bruch, Robert † (1963): Luxemburgischer Sprachatlas. Laut- und Formenatlas. Für den Druck vorbereitet von Jan Goossens, hrsg. von Ludwig Erich Schmitt. Marburg: N.G. Elwert (= Deutscher Sprachatlas. Regionale Sprachatlanten 2).
Gilles, Peter / Moulin, Claudine (2008): Der digitale luxemburgische Sprachatlas (LuxSA). Stand und Perspektiven. In: Elspaß, Stephan / König, Werner (Hrsg.): Sprachgeographie digital. Die neue Generation der Sprachatlanten. Hildesheim: Olms (= Germanistische Linguistik 190–191), 133–148.
Moulin, Claudine (2006): Regionale Sprachgeschichtsforschung und Dialektologie: das Luxemburgische. In: Götz, Ursula / Stricker, Stefanie (Hrsg.): Neue Perspektiven der Sprachgeschichte, 197–210. Heidelberg: Winter (= Germanistische Bibliothek 26).
Moulin, Claudine / Nübling, Damaris (Hrsg.) (2006): Perspektiven einer linguistischen Luxemburgistik. Studien zu Diachronie und Synchronie. Heidelberg: Winter (= Germanistische Bibliothek 25).
Schmidt, Jürgen Erich / Herrgen, Joachim / Kehrein, Roland (Hrsg.) (2008 ff.): Regionalsprache.de (REDE). Forschungsplattform zu den modernen Regionalsprachen des Deutschen. Bearbeitet von Dennis Bock, Brigitte Ganswindt, Heiko Girnth, Simon Kasper, Roland Kehrein, Alfred Lameli, Slawomir Messner, Christoph Purschke, Anna Wolańska. Marburg: Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas.
Schmidt, Jürgen Erich / Herrgen, Joachim (2001–2009): Digitaler Wenker-Atlas (DiWA). Bearbeitet von Alfred Lameli, Alexandra Lenz, Jost Nickel und Roland Kehrein, Karl-Heinz Müller und Stefan Rabanus. Erste vollständige Ausgabe von Georg Wenkers „Sprachatlas des Deutschen Reichs“. 1888-1923 handgezeichnet von Emil Maurmann, Georg Wenker und Ferdinand Wrede. Marburg: Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas.
Wenker, Georg (1888–1923): Sprachatlas des Deutschen Reichs. Marburg: Handgezeichnet.
Wrede, Ferdinand / Mitzka, Walther / Martin, Bernhard (Hrsg.) (1927–1956): Deutscher Sprachatlas auf Grund des Sprachatlas des Deutschen Reiches von Georg Wenker. Begonnen von Ferdinand Wrede, fortgesetzt von Walther Mitzka und Bernhard Martin. Marburg (Lahn): N.G. Elwert’sche Verlagsbuchhandlung.
Digitaler Wenker-Atlas (DiWA) (www.diwa.info) = Schmidt / Herrgen (2001–2009)
Regionalsprache.de (REDE) (www.regionalsprache.de) = Schmidt / Herrgen / Kehrein (2008 ff.)